Übermäßiges Schwitzen an Händen, Füßen und Achseln

Hyperhidrose

Bei der Hyperhidrosis überschreitet die Schweißabsonderung das für die Thermoregulation notwendige Maß (Bechara 2010). Ein starkes oder gar extremes physiologisches Schwitzen bei körperlicher Arbeit oder Hitze ist im Sinne der Definition keine Hyperhidrosis, solange die Thermoregulation geregelt abläuft. Die Übergänge vom normwertigen zum krankhaften Schwitzen sind allerdings fließend, da die Schweißabgabe individuell unterschiedlich ist. Auch wird das Schwitzen von den Betroffenen ganz unterschiedlich wahrgenommen. Man unterscheidet krankhaftes Schwitzen an bestimmten Körperstellen (z.B. Hände und Füße) von einer Ganzkörper-Hyperhidrosis.

Therapieformen

Für die Hyperhidrosis stehen unterschiedliche Therapieformen zur Verfügung. Die Iontophorese kommt zum Einsatz, wenn an bestimmten Körperstellen geschwitzt wird. Für die Behandlung der Hyperhidrosis an Händen und Füssen ist sie sogar der Goldstandard. Im Verlauf der Iontophorese-Behandlung werden mittels elektrischen Stromes ionisierte Substanzen, im wesentlichen H+ und OH- Ionen, durch die Haut eingebracht. Hierbei ist der Ionenfluss in den Schweißdrüsenausführungsgängen am größten, da dort der niedrigste Hautwiderstand herrscht. Durch diesen Prozess werden an den Schweißdrüsen biochemische und folglich sekretionssteuernde Vorgänge ausgelöst, die zur Hemmung der Drüsensekretion führen. Der Behandlungseffekt ist auf eine Erhöhung der Reizschwelle der Schweißdrüsen zurückzuführen. In Forschung und Wissenschaft geht man von einer funktionellen Blockade des sekretorischen Epithels der Schweißdrüse aus (Bechara 2009).

Unter Zuhilfenahme von Farbstoffen konnte man in klinischen Studien den Ionenfluss während der Schweißsekretion genau kenntlich machen. Hierdurch konnte gezeigt werden, dass der Transport der Ionen bis hinein in die Ausführungsgänge der Schweißdrüsen erfolgt. Die Auswertung dieser Erkenntnisse bildete die Grundlage für diese bekannte und wirkungsvolle physikalische Therapie (Wörle 2007).

Bei der Iontophorese ist in der Regel Leitungswasser der Träger des elektrischen Stroms. Alternativ gibt es auch physikalische Verfahren mit anderen Leitstoffen. Diese Leitsubstanzen können z. B. mit Hilfe adstringierender Medikamente gebildet werden, deren Wirkstoffe durch den Leitprozess in die permeable Haut gelangt. Ein großer Vorteil der Leitungswasser-Ionotphorese gegenüber anderen Verfahren ist, dass die potentiellen Nebenwirkungen auf ein sehr überschaubares Maß reduziert sind.

Hier geht es zu den Leitlinien des AWMF ( Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V.):
www.awmf.org/hyperhidrose

Quellen

Bechara FG: Diagnose und Therapie der Hyperhidrose. Arzneiverordnung in der Praxis 2010; 3: 52-54
Bechara FG, Schmidt J, Hoffmann K, Altmeyer P: Krankhaftes Schwitzen. Stuttgart: Kohlhammer Verlag,
2009 Worle B, Rapprich S, Heckmann M: Definition and treatment of primary hyperhidrosis.
J Dtsch Dermatol Ges 2007; 5: 625-628.

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